BOKU-Gemeinschaftsgarten Wildnisbereich

Wildnisbereich

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Der Wildnisbereich des BOKU-Gemeinschaftsgartens definiert sich als von den GärtnerInnen nicht aktiv genutzte Fläche. In diesem Bereich ist die Natur „sich selbst überlassen“ und es werden sporadisch ausgewählte Pflegemaßnahmen durchgeführt.

Habitat und Artenschutz

IMG_1414Wildnisbereiche sind aktive Bereiche für den Artenschutz, der in unserer, von hauptsächlich konventioneller Landwirtschaft geprägter Umwelt, eine immer stärkere Bedeutung erhält. Dort wo noch bis vor der Mechanisierung Hecken, extensiv genutzte Flächen und vielfältige Flure mit einer Vielzahl an Habitaten für die wilde Tier- und Pflanzenwelt waren, finden sich heute oftmals große, einheitliche Flächen zur maschinellen Bewirtschaftung. Mit dem Wildnisbereich im Garten versuchen wir die Vielfalt von kleinstrukturierten Landschaften bzw. die „Wildnis“ an sich z.B. durch Totholz, Steinhaufen oder extensiven Pflegemaßnahmen (ein Pflegeschnitt pro Jahr) nachzuahmen und dadurch auf engem Raum unterschiedlichste Habitate für Tiere und Pflanzen zu schaffen. Und wenn es noch dazu „Nützlinge“ für den Garten – so wie der Igel oder die Blindschleiche, die uns die lästigen Schnecken fräßen – sind, freuen wir uns umso mehr.

Die Natur als unsere Lehrmeisterin

Wildnisbereiche bieten für uns Menschen viele Möglichkeiten des Beobachtens und des Lernens. Hier können wir Entwicklungen, Prozesse und Abläufe wahrnehmen und das unentwegte Verändern, Werden, Wachsen und Vergehen beobachten. Hier können wir die Gesetzmäßigkeiten der Natur systemisch erkennen, welche dann bei Herausforderungen im Garten und bei anderen ökosystemspezifischen Fragestellungen (Klima, Boden, Gewässer, usw.) in der Praxis angewandt werden können.

So wollen wir unsere Welt nicht „einfach nachhaltig“ gestalten, sondern Möglichkeiten der ökologischen Verbesserung auf den Weg bringen. Also ein Mehr als „nur-so-viel-nutzen-wie-nachwächst.“

Die Natur sein-lassen – weg vom „nur-Nutzen“

IMG_4400Wie oft schaffen wir es bewusst etwas „sein-zu-lassen“? Etwas, das aus sich heraus existiert ohne unmittelbaren Nutzen für uns? Wir können keine Paradeiser, keinen Salat und Mangold ernten, sondern sehen das Blühen der Kugeldisteln (Echinops), welche die Hummeln (Bombus) im Hochsommer lieben, die Feldmaus (Microtus arvalis) beim abendlichen Klettern und Knabbern, die Zauneidechsen (Lacerta agilis) beim Sonnenbaden am frühen Morgen, ein Hirschkäferweibchen (Lucanus cervus) beim Kirschsafttrinken oder einfach das volle Gelb des Johanniskrauts (Hypericum perforatum).

Der bewusste Verzicht auf die Nutzung eines nutzbaren Raumes steht zwar im Widerspruch zur Mentalität des „Alles-nutzen-wollens“ eines Nutzgartens, doch gerade dies ermöglicht einen bewussteren Umgang mit der Natur. Wir dürfen dabei die Schönheit und Ästhetik des alltäglichen Gartenlebens wahrnehmen und neu definieren. Wir lernen hier nicht jeden Zentimeter zu nutzen, sondern etwas einfach stehenzulassen ohne davon unmittelbaren Nutzen zu ziehen oder sich explizite Gedanken darüber zu machen.